Mittwoch, 10. Oktober 2012

Macht Lean krank?

In einem kürzliche erschienen Artikel der Zeitschrift Produktion  ging es um die Frage: Was kommt nach Lean?

Hierzu entsprangen einige Diskussionen in meinem Bekanntenkreis.
Zum einen ist Lean für mich nicht noch irgendeine Mode wie Process Reengineering, Six Sigma etc., die irgendwann von etwas anderem abgelöst wird.
Dies gilt nur für die Art von Lean, wie wir sie in den meisten Unternehmen eingesetzt werden, in der einige Methoden des Baukastens lose eingesetzt werden und keine wirklich Kultur hinter dem Ganzen steht.
Ein Unternehmen, dass eine wahre Lean-Kultur hat, denkt weniger in den Methoden als im Ansatz der wertgenerierenden Tätigkeiten und ist erpicht, diese immer mehr zu stärken.

Eine andere Diskussion ging, um das Thema: Macht Lean krank?
Hier war die Meinung, dass die Fokussierung auf wertschöpfende und nicht-wertschöpfende Tätigkeiten dazu führt, dass zum Beispiel die Mitarbeiter in der Montage nicht mehr gefordert werden und nur noch stumpf ihre Montagetätigkeit leisten.
Sprichwörtlich ihr Gehirn an der Stempeluhr ablegen.
Meine Meinung ist, dass das nicht Lean ist, sondern das, was wir im Westen daraus gemacht haben. Im Gegenteil ein zentraler Pfeiler von Lean ist der Respekt dem Menschen gegenüber.
Bei Toyota gibt es den schönen Ausspruch: "Wir entwickeln keine Autos, wir entwickeln Menschen die Autos bauen."
Dieser Ansatz ist von Respekt gegenüber dem Mitarbeiter geprägt. In erster Linie geht es bei allem was wir tun, um das Wohlergehen unserer Mitarbeiter, da sie es sind die die Wertschöpfung generieren. Wir müssen ihre Tätigkeiten so einfach wie möglich gestalten. Damit meine ich aber nicht, dass wir die Aufgabe so degenerieren sollen, dass ein Mitarbeiter einen Tag lang nur zwei Handgriffe machen muss, sondern, dass wir nicht-wertschöpfende Tätigkeiten ganz eliminieren, stumpfe Wiederholungstätigkeiten automatisieren und dort wo der Geist und die Geschicklichkeit des Menschen gefragt sind auf dem Mitarbeiter vertrauen und seine Ideen zur Verbesserung dieser Aufgabe umsetzen.
Des Weiteren kann es immer wieder Arbeitsplätze geben, die aus einer simplen Tätigkeit bestehen, die allerdings nicht von einer Maschine verrichtet werden kann. An diesen Plätzen ist es wichtig, den Mitarbeitern die Möglichkeit der Rotation zu geben, so dass sie nach einer bestimmten Zeit eine andere anspruchsvollere Tätigkeit ausüben können.
Dies erfordert natürlich, dass wir unsere Mitarbeiter für mehrere Tätigkeiten qualifizieren. Dieser Schulungsaufwand ist für mich auch ein Zeichen von Respekt vor den Mitarbeitern.

Auf die Frage: Macht Lean krank, würde ich somit antworten:
Nicht Lean macht krank, sondern das System, das WIR darum geschaffen haben.

1 Kommentar: