Mittwoch, 12. September 2012

Was man nicht im Kopf hat, das hat man in den Beinen

Gestern habe ich ja den Erfahrungsbericht aus der Fabrik im Seminarraum  gepostet, den ich zusammen mit Frau Nemeth erarbeitet habe.

Während dieser Unternehmenssimulation durfte ich den Part der Logistik übernehmen - vielen Dank auch Ralf. In der ersten Runde funktionierte das Bestellen der einzelnen Arbeitsstationen auf Zuruf und die Montageplätze durften die Bestellmengen willkürlich wählen.

Anhand des Spaghetti-Diagramms konnte man sehen, dass ich keinen einheitlichen oder gar kontinuierlichen Arbeitsablauf hatte. Ich bin von Station zu Station gesprungen und habe versucht das Material rechtzeitig zur Montage zu bringen, meistens aber durfte ich die schlechte Nachricht überbringen, dass das Lager kein Material hat.

Ein Teil des Problems war, dass wir keine Standard-Prozeduren hatten. Es gab zwar ein Formular, aber auch dieses gewährte viele Freiheitsgrade.
Jeder konnte bestellen was er wollte, wann er wollte und wie viel er wollte. Je länger die Simulation lief, desto mehr wurde bestellt, weil ja die Logistik eh nicht hinterher kommt und man deshalb lieber was im Puffer hat. Leider haben diese mehr Bestellungen die Situation im Lager (Materialengpass) nicht wirklich besser gemacht.

In der zweiten Simulationsrunde führten wir ein Zwei-Behälter-Prinzip ein. Jeder Arbeitsplatz hatte zwei Behälter mit dem gleichen Material am Arbeitsplatz, die mit einer vorher definierten Anzahl von Teilen gefüllt waren. Wenn der erste Behälter leer geworden war, konnte der Mitarbeiter diesen einfach zu Seite stellen und seine Arbeit mit dem zweiten noch gefüllten Behälter fortführen.
Als Logistiker war es mir so möglich, nicht mehr auf Zuruf zu arbeiten, sondern im Kreis zu laufen und die Behälter mitzunehmen, die leer geworden sind.
Diese wurden im Lager mit der definierten Menge an Teilen aufgefüllt und ich konnte sie auf meiner nächsten Runde wieder an die Montageplätze bringen.

Meine Laufwege hatten sich durch dieses standardisierte Verfahren deutlich verkürzt und ich hatte viel mehr Zeit mich um Kundenauslieferungen, Abrechnung und Reklamationsprozesse zu kümmern.


Leider ist es in vielen Unternehmen und Bereichen immernoch so, dass wir uns irgendwie "durch wurschteln" und die Verschwendung durch Mehrarbeit auszugleichen versuchen, als einmal zu sagen: "Hey stop mal, lasst uns das doch mal genauer anschauen und uns auf gemeinsame Standards einigen, wie wir in Zukunft zusammen arbeiten wollen"

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